Infos und Fragen zum Avaya-Gelände

Das „Avaya-Gelände“ besteht aus dem ehemaligen Standort der Industriefirma „Avaya“ sowie dem östlichen Teil der früheren „Teves-Werke“. Das Gebiet ist von der Kleyerstraße im Süden, der Rebstöcker Straße und dem Ordnungsamt im Osten sowie der Ackermannstraße und der Friedrich-Ebert-Siedlung im Westen begrenzt. Nachdem das Gebiet einige Jahre weitgehend ungenutzt war, haben die Stadt (als Besitzer des Teves-Areals) und ein niederländisch-luxemburgischer Investor bzw. die „Kleyer Beteiligungs GmbH“ (als Besitzer des Avaya-Areals) im Jahr 2013 gemeinsam einen städtebaulichen Wettbewerb für ein „attraktives urbanes Wohnquartier“ mit dem Namen „Kleyerquartier“ angestoßen. Ziel ist es, auf dem Gelände 1.000 bis 1.200 Wohnungen zu errichten, davon 30% gefördert und 10% für Studierende.

Die Pläne des Wettbewerbsgewinners (das Büro „Baufrösche Architekten und Stadtplaner“ aus Kassel) sehen vor, auf dem Gelände vier Wohnblockkomplexe mit Innenhöfen zu schaffen, die rund um einen „Quartiersplatz“ mit Gastronomie, zwei Kitas und einem Familienzentrum angeordnet sein sollen. Während Bürgermeister und Planungsdezernent Olaf Cunitz (Grüne) den Investor für sein „sehr hohes Engagement“ lobt und der Stadtverordnete Ulrich Baier (Grüne) mit Blick auf den geplanten geförderten und studentischen Wohnraum von einer „irrsinnigen Mischung“ und einer „einmaligen Chance“ spricht, sehen wir die Sache kritischer. Angesichts der Erfahrungen mit der Vielzahl hochpreisiger Wohn-Neubauprojekte, die in den letzten Jahren im Gallus errichtet wurden oder gerade werden, bestehen unser Meinung nach eine Reihe offener Fragen:

1. Wie können sich die AnwohnerInnen aus dem Gallus an der Planung des Projektes beteiligen und Entscheidungen beeinflussen? Beim städtebaulichen Wettbewerb waren die AnwohnerInnen aus dem Gallus nur über einen einzelnen „Sachverständigen“ – einen „Bewohnerbeirat“ des Programms „Soziale Stadt“ – vertreten. Auch der Informationsfluss auf der öffentlichen „Informations- und Diskussionsveranstaltung“ Ende 2013 war sehr spärlich (s. Flyer hier: http://www.stadtplanungsamt-frankfurt.de/show.php?ID=13094&psid=2). Zudem verläuft auch der gesamte Entscheidungsprozess zwischen Stadt und Investor sehr intransparent. Von einer angekündigten „frühzeitigen Bürgerbeteiligung“ und echter demokratischer Mitbestimmung kann bisher kaum die Rede sein.

2. Wer ist der Investor und welche Interessen verfolgt er? Über den von Cunitz öffentlich ins Spiel gebrachten niederländisch-luxemburgischen Investor ist ebenso wenig zu erfahren wie über die in Eschborn sitzende „Kleyer Beteiligungs GmbH“, der das Avaya-Areal gehört. Allerdings ist sehr wahrscheinlich, dass es dem Finanzinvestor eher um das Erzielen kurzfristiger, hoher Gewinne als um ein langfristiges Engagement im Stadtteil geht. Daher steht auch in den Sternen, ob die zuvor getätigten Zusagen hinsichtlich sozialen und studentischen Wohnraums bzw. der „gebietsergänzenden Infrastruktureinrichtungen“ tatsächlich eingehalten werden.

3. Wer stellt sicher, dass das Avaya-Gelände nicht das nächste Luxuswohngebiet wird? Angesichts undemokratischer Entscheidungsstrukturen, fehlender Bürgerbeteiligung und den Gewinninteressen des Investors besteht die Gefahr, dass das Avaya-Gelände eine ähnliche Entwicklung nimmt wie die umliegenden ehemaligen Industrie- und Gewerbeareale, auf denen fast nur hochpreisige Luxuswohnungen entstehen. Somit droht das von Cunitz formulierte Ziel, auf dem Avaya-Gelände eine „stärkere Durchmischung“ der BewohnerInnen zu erreichen als dort, eine Wunschvorstellung zu bleiben.

4. Welche Auswirkungen hat die Bebauung des Avaya-Geländes auf die bestehenden sozialen und kulturellen Einrichtungen im westlichen Teil des Teves-Areals? Im westlichen Teil der ehemaligen Teves-Werke sind seit einigen Jahren unter anderem das Günes-Theater, das Ausbildungsrestaurant Startorante, Künstlerateliers sowie ein Box- und Tischtenniscamp untergebracht. Zwar wird betont, dass diese Einrichtungen auch nach der Bebauung des Avaya-Geländes erhalten bleiben sollen. Allerdings werden durch ein neues, voraussichtlich hochpreisiges Wohnquartier die Bodenpreise in den umliegenden Arealen unweigerlich steigen, was den Bestand dieser Einrichtungen mittelfristig zu gefährden droht.